FreibergAktuelles

Aufruf zur Haldenpflege

9.9.2023 Beschert-Glück-Halde und 23.9.2023 Richtschachthalde

Der im Frühjahr entfernte Gehölzaufwuchs ist im Nachwachsen und hat bereits deutlich über die Vegetation der Halbtrockenrasen nachgeschoben. – Foto: Andreas Püwert, NABU FG
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Der im Frühjahr entfernte Gehölzaufwuchs ist im Nachwachsen und hat bereits deutlich über die Vegetation der Halbtrockenrasen nachgeschoben. – Foto: Andreas Püwert, NABU FG

Über 800 Jahre prägte der Bergbau das Landschaftsbild unserer erzgebirgischen Heimat. Der Raum um Freiberg hatte dabei eine überregionale Bedeutung. Wälder wurden gerodet, Gewässer umgeleitet und neu angelegt, Flächen abgegraben und andernorts Bereiche aufgeschüttet. Die Hinterlassenschaften dieser regen Bergbauepoche sind auch heute noch für jedermann sichtbar. Stollenmundlöcher, Teiche und Kunstgräben bilden abwechslungsreiche Elemente in unserer Kulturlandschaft. Ein Relikt dieser Ära sind die Bergbauhalden. Kein anderer Bestandteil der Montanindustrie ist um Freiberg so landschaftsprägend. Die Freiberger Gangerzlagerstätten waren in ihrer räumlichen Ausdehnung, der Menge des geförderten Erzes und der daraus gewonnen Metalle, die bedeutendsten des Erzgebirges. Neben Silber wurden auch Blei, Zink, Gold, Kupfer, Uran und weitere wichtige Begleitminerale gewonnen. Bei der Förderung dieser Erze fiel eine Unmenge tauben Gesteins an. Sofern dieses nicht in Gebäuden und Trockenmauern verbaut wurde, landete es in der Nähe der Bergwerke auf Halden. Hier wurde versucht, auf möglichst kleiner Fläche viel Material zu lagern. Hunderte kleiner und großer Bergbauhalden im Freiberger Land sind nicht nur ein Charakteristikum, sondern auch Lebensraum von Tieren und Pflanzen unserer Heimat. Den Wenigsten dürfte dabei bekannt sein, dass zwar auf den ersten Blick eine unscheinbare, aber äußerst bedeutende Lebensgemeinschaft hier ihr Zuhause hat. Das Vorkommen einer besonderen Gruppe schwermetallspezifischer Flechten und schwermetalltoleranter Gefäßpflanzen sowie thermophiler Pflanzen und Tiere hat nicht nur überregionale sondern europaweite Bedeutung. Die Halden im Raum zwischen Freiberg und Brand-Erbisdorf gehören der Edlen Braunspatformation an. In dieser treten Kalkspat, Manganspat und andere Carbonspäte auf. Diese erhöhen den pH-Wert des Bodens. Der gegenüber dem Umland erhöhte pH-Wert sorgt für das Auftreten im Freiberger Raum sehr seltener und fast ausschließlich auf diese Haldenstandorte beschränkter Pflanzen- und Tierarten.

Neben Kleinem Klappertopf, Thymian, Golddistel, Frühlings-Fingerkraut und Purgier-Lein finden sich die attraktive Orchideenart Rotbraune Sitter und die parasitäre Gelbe Sommerwurz. Die Zauneidechse und die Gefleckte Keulenschrecke haben hier ihre Wohnstätten. Die Zweipunkt-Dornschrecke und der Argus-Bläuling finden sich im Freiberger Raum ausschließlich auf Bergbauhalden.

Einige dieser Halden gehören dem Natura-2000-Gebiet „Schwermetallhalden bei Freiberg“ an. Die „Richtschachthalde“ und die Halde „Beschert Glück“ sind zusätzlich besonders geschützte Flächennaturdenkmale.

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Frühlingsfingerkraut – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg
Frühlingsfingerkraut – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg
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Golddistel – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg
Golddistel – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg
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Rotbrauner Sitter – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg
Rotbrauner Sitter – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg
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Nelken-Sommerwurz – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg
Nelken-Sommerwurz – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg
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Zauneidechsenmännchen – Foto: Klaus Wunderlich
Zauneidechsenmännchen – Foto: Klaus Wunderlich
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Zauneidechsenweibchen – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg
Zauneidechsenweibchen – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg
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Gefleckte Keulenschrecke – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg
Gefleckte Keulenschrecke – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg
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Zweipunkt-Dornschrecke – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg
Zweipunkt-Dornschrecke – Foto: Marko Olias, NSI Freiberg

Der NABU Freiberg bemüht sich zusammen mit dem Naturschutzinstitut Freiberg um den Erhalt dieser wertvollen Biotope. Dazu müssen einzelne Bereiche jährlich gemäht und von aufwachsenden Sträuchern und Bäumen befreit werden.

Diese Arbeit ist nicht nur von existentieller Bedeutung für diese Pflanzen und Tiere, sie erfordert auch viel Zeit und körperliche Anstrengung. Die nächsten Pflegeeinsätze finden jeweils um 9.00 Uhr am 9.9.2023 auf der Beschert-Glück-Halde und am 23.9.2023 auf der Richtschachthalde statt. Treffpunkt ist der Parkplatz am Südfuß der jeweiligen Halde. Es werden viele helfende Hände benötigt. Wir bitten um Anmeldung. Für das leibliche Wohl ist wie immer gesorgt.

Der Ansprechpartner ist Andreas Püwert. Er kann unter andreas.puewert_at_nabu-freiberg.de kontaktiert werden. 



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